In der Unterstufe (Klasse 1 bis 4) beginnen die Schülerinnen und Schüler ihr Leben in der Schule und mit der Schule. Sie besteht zur Zeit aus vier weitgehend jahrgangshomogenen Klassen. Die Zusammensetzung hinsichtlich Mobilität, Kommunikationsfähigkeit, Lebens- und Lerntempo und pflegerischem Assistenzbedarf ist in den Jahrgängen 1, 2, 3 und 4 sehr unterschiedlich und abhängig davon, welche Kinder zum Schuljahr angemeldet werden bzw. von anderen Schulen an die Kurt-Juster-Schule wechseln.
Die Zeit des Wechsels aus der Kita in die Schule ist eine aufregende Phase sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. Neue Personen, neue Räume und neue Strukturen und Kommunikationswege müssen erobert und erworben werden. Die Schwerpunkte der Arbeit in der Unterstufe sind deshalb zunächst das gegenseitige Kennen lernen und die Entdeckung des Schulalltags, der geprägt ist durch vielfältige Aktivitäten und Erfahrungen. Dabei wechseln die Phasen des Lernens, der Arbeit und der Bewegung mit denen der Verarbeitung, des Spiels und der Entspannung und Ruhe. Die Schülerinnen und Schüler erweitern so in ihrem eigenen Lerntempo ihre individuellen Kompetenzen im Bereich der Motorik, der Wahrnehmung, der Kommunikationsfähigkeit , der Selbstkontrolle, der Selbstständigkeit und der Konzentrationsfähigkeit.
Auf der Grundlage der Bildungspläne der allgemeinen Schulen, der Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung und der individuellen Förderpläne werden im multiprofessionellen Team klasseninterne und jahrgangsübergreifende Lernsituationen gestaltet. Die Lernangebote sind vielfach mit Bewegungsaufgaben verbunden, die sich an den individuellen therapeutischen Zielsetzungen orientieren, die gemeinsam von den Pädagogen/innen und Therapeuten/innen erarbeitet, diskutiert und in den Förderplänen dokumentiert werden. Auf diese Weise sind die pädagogischen und die therapeutischen Fördermaßnahmen eng miteinander verbunden.
Sowohl innerhalb des Klassenverbandes in den Fächern Deutsch/Kommunikation, Mathematik, Sachunterricht, Kunst, Musik und Sport / Schwimmen als auch in den jahrgangsübergreifenden Projektgruppen wird mit starker Binnendifferenzierung unterrichtet. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler in ihren kommunikativen, motorischen, Wahrnehmungs- und sozialen Kompetenzen erfordert die Gestaltung der Lernsituationen und -angebote ein hohes Maß an methodischen Kenntnissen und organisatorischer Flexibilität aller Mitarbeiter/innen.
Außerhalb der eigenen Klasse und der Unterstufe gibt es in den Pausen und in Therapiegruppen die Möglichkeit, auch Kontakte zu den älteren Schülern/innen der Mittel- und Oberstufe zu knüpfen und weitere Spielpartner zu finden. Zum Schulalltag gehören darüber hinaus Schulfeste, Sportfeste, Ausflüge z.B. auf Bauernhöfe, ins Theater, in den Zirkus und Klassenreisen.
Deutsch in der Unterstufe
Die Schüler der Klasse 4 zeigen im Lernbereich Deutsch ein sehr unterschiedliches Wissen. Insofern ist ein stark differenzierter Unterricht erforderlich. Während sich einzelne Schüler die Buchstaben des Alphabets mit allen Sinnen erarbeiten, erweitern andere Schüler ihre Lese- und Schreibfähigkeiten.
Bei den differenzierten Leseübungen handelt es sich schwerpunktmäßig um Handlungsaufgaben, bei denen etwas verbunden, angekreuzt oder gemalt werden muss. Es wird aber auch in Büchern und Erstleseheften gelesen oder einzelne Wörter erlesen.
Bei den Schreibübungen sind die Laufdiktate sehr beliebt. Das freie Schreiben wird anhand von Bildbeschreibungen geübt.
Während dieser Arbeitsphasen werden die schwerstmehrfachbehinderten Schüler individuell gelagert oder bekommen Angebote aus der Unterstützten Kommunikation bzw. der basalen Stimulation.
Mathematik in der Unterstufe
Der Mathematikunterricht der Unterstufe ist durch einen handlungsorientierten Ansatz gekennzeichnet, der sowohl die grundlegenden Inhalte der mathematischen Leitideen „Raum und Form“ als auch der Leitidee „Zahl“ (vgl. Bildungsplan Mathematik Grundschule HH 2011) ganzheitlich mit allen Sinnen erfahrbar werden lässt.
Gestützt auf das Konzept des „Zahlenlandes von Prof. Preiß“ wird den Schülern die abstrakte und symbolische Welt der Zahlen durch die Reise zu verschiedenen Zahlenländern mit entsprechenden Liedern, Geschichten, Reimen und Rätseln sinnlich erfahrbar.
Konkrete Handlungen, wie der Bau von „Zahlenhäusern“ und das Legen und Gehen des „Zahlenwegs“ ermöglichen einen anschaulichen, motivierenden und ganzheitlichen Zugang zum Aufbau des Zahlensystems.
Elemente zur Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Sprachförderung sind dabei ständige Lernbegleiter, so dass das Konzept auch zur basalen Förderung der Schüler mit intensivem Assistenzbedarf gewinnbringend eingesetzt wird.
Die Integration des „Zahlenlands“ ermöglicht durch die genaue Betrachtung von Tieren und Formen in den einzelnen Ländern den besonders wichtigen Zusammenhang der Zahlen zur Geometrie herzustellen und zu begreifen.
Unterstützte Kommunikation in der Unterstufe
In der Unterstufe nimmt der Bereich Unterstützte Kommunikation einen hohen Stellenwert ein. In allen Unterrichtsstunden und im Schulalltag ist die Benutzung von Symbolen, Gebärden und elektronischen Hilfsmitteln integriert.
Der Gebrauch von Symbolen zur Visualisierung erleichtert allen Schüler*innen die Orientierung. Mit Hilfe der Metacom-Symbole werden z. B. Handlungsabläufe dargestellt und auch die Orientierung im Schulgebäude fällt durch die Symbole leichter.
In der Unterstufe gibt es ein spezielles und klassenübergreifendes Förderangebot im Bereich Unterstützte Kommunikation. In drei unterschiedlichen Gruppen wird zwei Mal in der Woche differenziert. Gemeinsam werden kleine Geschichten und Bilderbücher erarbeitet. Die Schüler*innen erfahren dabei, dass sie selbst etwas bewirken können, indem sie z.B. mit einer Taste ein Sprudelbecken anschalten. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in der Entwicklung der Kommunikativen Fähigkeiten.
Die Schüler*innen erfahren in einer Tätigkeit die Bedeutung eines Symbols, indem sie sich ein Symbol aussuchen und sich so für eine Station entscheiden, an der sie arbeiten möchten. Wenn eine Handlung zu Ende ist, entscheiden sie sich, ob sie diese „nochmal“ machen möchten oder ob sie „fertig“ sind.
Die erlernten Fertigkeiten werden im Schulalltag aufgegriffen und gefestigt.
Weitere Informationen zur Arbeitsweise in der Unterstützen Kommunikation erhalten Sie hier.
Bewegtes Lernen
Das Konzept des Bewegten Lernens stellt an unserer Schule einen wichtigen Schwerpunkt dar. Dies findet besonders in den ersten Jahren in der Unterstufe Berücksichtigung.
Bewegung fördert Wahrnehmung und unterstützt Lernen durch Erfahren und Begreifen. Insbesondere unseren Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung fehlen häufig grundlegende Bewegungserfahrungen. Im Rahmen des handlungsorientierten Unterrichts im Bewegten Lernen werden vielfältige Bewegungsangebote geschaffen, welche Grundlagen für weiteres kognitives Lernen schaffen.
Der Unterricht im Bewegten Lernen besitzt einen überwiegend spielerischen Charakter, was sich positiv auf die Lernmotivation auswirkt. Dabei decken die einzelnen Stationen möglichst viele motorische Bereiche ab (Feinmotorik, Gleichgewicht etc.). Die Lernstationen sind abwechslungsreich und attraktiv gestaltet, um die die Konzentrationsfähigkeit der Kinder zu erhöhen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten so mit viel Freude auf dem Rollbrett oder der Schaukel und lernen „nebenbei“. Inhalte können dabei aus sämtlichen Unterrichtsfächern stammen: es können Bewegungsangebote zu den Jahreszeiten im Sachunterricht bereitgestellt werden, es können Rechenaufgaben gehüpft oder gekegelt werden, es können Buchstaben mit dem Rollbrett sortiert oder geknetet werden und vieles mehr.
Da sich die Schülerinnen und Schüler in Partnerarbeit oder Kleingruppen mit den Bewegungsaufgaben beschäftigen, wird zugleich das soziale Lernen gefördert. Absprachen wie beispielsweise „Wer fängt an?“ und Rücksichtnahme auf die Partner sind nötig und werden geübt.
Der Unterricht wird von einer Sonderpädagogin in Absprache mit einer Therapeutin und einer Erzieherin geplant und durchgeführt. Die Aufgabenstellungen an den einzelnen Stationen variieren und sind individuell auf die Kompetenzen des einzelnen Kindes ausgerichtet.